Für August ist in Deutschland mit einer Inflation von fast 8 Prozent zu rechnen. Was vor einem Jahr eigentlich noch als absolut undenkbar galt, ist inzwischen leider traurige Gewissheit. Dabei zeichnete sich eine steigende Inflation schon durch Corona ab. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und explodierenden Energiepreisen dreht sich das Inflationskarussell erst richtig. Und die Teuerung macht vor niemandem Halt.
Durch den Ukraine Krieg & stark steigende Energiepreise steigt die Inflation./ Bilderquelle: shutterstock.com
Auch Anleger müssen an dieser Stelle tiefer ins Portemonnaie greifen. Wie lässt sich dem zunehmenden Wertverlust des freien Kapitals vorbeugen? Eine immer wieder angesprochene Option sind Sachwerte wie Immobilien. Hier sind die Preise allerdings in vielen Regionen einfach nicht mehr zu vertreten. Vielleicht bieten Fonds wie ein ETF der Inflation die Stirn. Um genau die Frage, wie ein ETF Inflation eindämmen kann, wird es hier gehen.
- ETF als Dämpfungsfaktor im Depot
- Anlagestrategie langfristig erfolgreich
- Diversifikation kann Krisenverluste ausgleichen
- Dividende aus ETFs als zusätzlicher Inflationsschutz
Inflation: Was treibt aktuell die Preise besonders an
Inflation ist kein wirklich neues Problem. Im Gegenteil: In der Wirtschaftstheorie kommt sie schon sehr lange vor – und ist ein echtes Problem. Stagnieren die Preise oder sinken, steigt das Risiko einer Depression mit starken negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Auf der anderen Seite ist natürlich auch eine hohe Inflationsrate schwierig. Hier wird Geld schnell weniger wert und Verbraucher kaufen weniger.
Ursachen für die Inflation können geldpolitischer Natur sein – wenn einfach sehr viel Liquidität zirkuliert, eine hohe Nachfrage erzeugen und die Preise treiben. Auf der anderen Seite kann es einfach durch eine Angebotsknappheit zu Inflation kommen. Eine Ware ist nur sehr begrenzt verfügbar und wird deshalb teuer. Genau diese Situation ist aktuell zu beobachten. Durch die hohen Energiekosten verteuern sich alle Lebensbereiche wie:
- Wohnraum
- Vertrieb/Logistik
- Produktion
- Dienstleistungen.
Unterm Strich machen hohe Energiekosten alles teurer. Wie soll ein ETF Inflation regulieren können? Ganz einfach: Der einzelne ETF gegen Inflation als Allheilmittel ist natürlich Unsinn. Es kommt auf die richtige Strategie an, um mit dem Investment in ETF bei Inflation richtig zu reagieren.
Angebotsknappheit & Geldpolitik sind mögliche Gründe für die Inflation./ Bilderquelle: shutterstock.com
Inflation und ETFs – den Zusammenhang verstehen
Um mithilfe von Indexfonds die Inflation auszumanövrieren kann ich doch einfach auf verschiedene ETFs setzen und damit eine starke Rendite einfahren. Leider ist dieser Ansatz einfach zu kurz gedacht. Vom Grundprinzip her trifft dieser Ansatz den Nagel beim Thema ETF und Inflation zwar auf den Kopf – muss allerdings ein wenig detailliert ausgearbeitet werden.
Beispiel Vanguard FTSE All-World ETF: Der Indexfonds hat zwischen Herbst 2019 und August 2022 eine positive Kursentwicklung von 31,2 Prozent hingelegt. Damit wären aus 10.000 Euro locker 13.120 Euro geworden. Deutlich mehr als der Verlust, welcher durch die Inflation entstanden wäre. Ziehen wir diese vom Ertrag ab, bleiben immer noch rund 2.600 Euro übrig. Klar, dass sich diese Rechnung lohnt. Selbst, wenn die aktuelle Inflationsrate einbezogen wird, hat der ETF die Kaufkraft mehr als bewahrt.
Aber: Im zurückliegenden 12-Monats-Zeitraum hat der Vanguard FTSE All-World ETF einen Verlust eingefahren – wenn auch nur von drei Prozent. Wird allerdings der reale Kaufkraftverlust einbezogen, erhöht sich dieses negative Ergebnis noch einmal deutlich. Es wird klar, dass beim Thema ETF gegen Inflation auf jeden Fall der Einstiegszeitpunkt extrem wichtig ist. Wer auf diese Pferd setzt, muss auf jeden Fall mittel- bis langfristig planen.
Jetzt zu flatex Investitionen in Wertpapiere bergen VerlustrisikenUnternehmen und Konzerne geraten unter Druck
Was die aktuelle Situation angeht, kommt noch eine Besonderheit dazu. So gut wie alle Ursachen, welche die Inflation antreiben, treffen nicht nur Haushalte. Unternehmen und Konzerne leiden massiv unter den Folgen steigender Energiekosten. Aber: Es trifft einige Firmen weniger stark, andere dafür umso härter. Alle Betriebe, die sehr energieintensiv arbeiten, stehen teils mit dem Rücken zur Wand, wie:
- Metallverhüttung und Verarbeitung
- Chemieindustrie
- Brauereien
- Lebensmittelhersteller
- Landwirtschaft
- Logistikfirmen.
Haushalte, Unternehmen & Konzerne leiden massiv unter den Folgen steigender Energiekosten./ Bilderquelle: shutterstock.com
Neben Gas sind es letztlich auch hohe Benzinkosten, die sich an diesem Punkt auswirken.
Entwicklung der Dieselpreise für 2022:
Monat | Preis je Liter Diesel in Euro (Durchschnitt) |
---|---|
Februar | 1,66 |
April | 2,02 |
Mai | 2,03 |
Juli | 1,96 |
Ein Trend, welcher die Ergebnisse der Unternehmen belastet, sich auf die Kurse der Konzerne auswirkt und am Ende auch bei den ETFs ankommt. Ist der beste ETF gegen Inflation am Ende einfach nur ein frommer Wunsch?
Jetzt zu flatex Investitionen in Wertpapiere bergen VerlustrisikenAuf die richtigen ETF Strategien gegen Inflation setzen
Grundsätzlich muss eines beim Thema ETF gegen Inflation klar sein: Kurzfristig lässt sich damit der Kaufkraftverlust nicht aussteuern. Dies gelingt besonders nicht im Zusammenhang mit einer Krisensituation, wie sie sich in den letzten sechs Monaten entwickelt hat. Die Kurse an den Börsen sind nach dem 24. Februar deutlich eingeknickt und noch haben nicht alle Indizes die Verluste aufgeholt. Plötzliche Katastrophen und Krisen sind einfach die Unsicherheiten am Markt. Auf der anderen Seite gibt es mittelfristig Chancen, eine Strategie zu entwickeln, um mit dem ETF Inflation in Schach zu halten.
Unter anderem lässt sich auf ETFs setzen in:
- Aktien
- Rohstoffe
- Anleihen (mit kurzer Laufzeit)
- Sachwerte
Strategien entwickeln, um die ETF Inflation in Schach zu halten./ Bilderquelle: shutterstock.com
Teilweise gibt es sogar inflationsgeschützte Assets. Hintergrund: Einige Indexfonds setzen auf sogenannte inflationsgebundene Anleihen. Hier verbergen sich Wertpapiere, die nicht an Coupons und feste Nominalbeträge, sondern Real-Renditen gebunden sind. Damit entsteht am Ende ein Cashflow, welcher die Inflationsrate abbildet.
Es gibt am Markt tatsächlich einige Inflation linked Bonds ETF Produkte, die sich Anleger ins Portfolio holen können – quasi als Hedging-Ansatz, um mit dem ETF Inflation zumindest einzudämmen. Generell ist vor dem Investment zu prüfen, ob sich diese sehr besondere Anlageklasse für das eigene Portfolio eignet.
Sachwerte bieten ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung, da viele Anleger hierin einen gewissen Inflationsschutz sehen und umschichten wollen – was die Nachfrage nach solchen ETFs und den Kurs antreibt. Hier muss aber klar sein, dass ein zu spätes Investment die Rendite negativ beeinflusst. Im Hinblick auf Aktien ist für den Einsatz des ETF gegen Inflation ein genauer Blick auf die in den Fonds replizierten Indizes anzuraten. Wo Werte aus den Bereichen Basiskonsum oder Energie dabei sind, ergeben sich einige Vorteile.
So haben Anleger mit Energie ETFs aktuell sehr gute Karten – die Fonds erzielen teils schon seit Monaten sehr kräftige Kursgewinne. Eines der Beispiele ist der Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF 1C. Innerhalb des 12-Monats-Zeitraums ist der Kurs um mehr als 80 Prozent nach oben geklettert. Damit dürfte der ETF die aktuelle Inflationsrate mehr als deutlich schlagen.
Beispiele für Energie ETFs im 12-Monats-Zeitraum
Kursentwicklung in vollen Prozent | |
---|---|
Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF 1C | 81 |
iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF (Acc) | 106 |
L&G Clean Energy UCITS ETF | 2 |
SPDR MSCI Europe Energy UCITS ETF | 51 |
In ETFs eher langfristig investieren
Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen wirkt es eher schwierig, mit einem ETF Inflation und Wirtschaftskrise trotzen zu wollen. Im kurzfristigen Anlagehorizont ist diese Aussage auch zutreffend. Dafür sind Indexfonds nicht das richtige Asset. Aber: Anleger können mittel- bis langfristig den Kaufkraftverlust ausgleichen.
Dass Indexfonds dazu in der Lage sind, zeigt sich beim Blick auf jene Wertpapiere mit einer sehr breiten Basis – sprich die in:
- DAX
- Dow Jones
- MSCI World Index
- NIKKEI
investieren. Der Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1C hat als beispielsweise im Zeitraum zwischen Juli 2014 bis August 2022 rund 130 Prozent Kurszuwachs realisiert. Pro Jahr ergibt sich hieraus eine Rendite von circa 16 Prozent, von welcher zwar noch Orderkosten, Steuern und die Inflation abgezogen werden müssen. Real dürfte der ETF Inflation und Gebühren aber in den wohl meisten Depots ausgeglichen haben.
Zumal bei einigen ETFs noch als zusätzlicher Renditefaktor die Ausschüttung von Dividenden kommt. Hierdurch entsteht ein zusätzlicher Ertrag, welcher die Inflation noch weiter ausgleicht. Achtung: Sofern sich Anleger für einen ETF gegen Inflation entscheiden, muss der Blick ins Wertpapierprospekt sein. Es gibt einige Fonds, welche Indizes nicht physisch mit Aktienbesitz replizieren, sondern an dieser Stelle auf Derivate setzen. Ein Aspekt, welcher in der eigenen Strategie unbedingt zu berücksichtigen ist.
Ausgleich der Inflation durch Renditen & Dividenden. / Bilderquelle: shutterstock.com
ETF CFDs als Inflationsschutz
Inzwischen sind ETFs nicht nur direkt für das Depot oder als Sparplan interessant, Broker für Differenzkontrakte haben diese Anlageklasse entdeckt. Hier wird allerdings nicht direkt der Fonds gehandelt, sondern auf den Kurs. Die einzelnen Indexfonds schlüpfen in die Rolle eines Basiswerts/Underlyings für den Differenzkontrakt als Derivat. Da CFDs in der Regel über einen Hebel gehandelt werden, kann sich eine sehr hohe Rendite ergeben.
Diese kann auch kurzfristig deutlich über der Inflationsrate liegen. Zusätzlich bieten die CFDs eine Chance, sowohl in der Long- als auch der Short-Position zu handeln. Selbst fallende Kurse können so profitabel sein. Aber: Wer sich als Anleger verschätzt, muss mit einem hohen Verlust rechnen, wenn der Hebel gegen die eigenen Positionen läuft.
Jetzt zu flatex Investitionen in Wertpapiere bergen VerlustrisikenFazit: Mit Indexfonds gegen die Inflation arbeiten
Der beste ETF gegen Inflation ist nicht nur kurzfristig renditestark, sondern kann sich langfristig behaupten. Eine Erkenntnis, die einige Anleger im ersten Moment möglicherweise verwirrt. Aber: ETFs gegen Inflation wirken eher mittel- bis langfristig. Durch eine kontinuierliche Rendite über der durchschnittlichen Inflationsrate erreichen die Fonds einen Dämpfungseffekt. Kurzfristige Effekte wie in der aktuellen Krise sind dagegen von einem ETF nicht zu erwarten. Dazu fehlt dieser Anlageklasse die nötige Hebelwirkung – was wiederum aus Indexfonds ein hochspekulatives Asset machen würde.
Trotzdem sollte gerade ein Klein- und Privatanleger sich fragen, ob ETFs in der Strategie zum Kapitalaufbau nicht doch eine Rolle spielen müssen. Rückblickend betrachtet haben viele gut kapitalisierte Fonds ein stabiles Wachstum erreicht und die Inflation auf lange Sicht ausgeglichen. Zusätzlich erreicht eine breit aufgestellte Diversifikation, dass Verluste im Portfolio am Ende gedämpft werden.
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